„Shakespeare is like sex!“

von GBG-Online Redaktion

Oder: Von dem Englisch-LK , der auszog, Shakespeare näher kennenzulernen

Was hat Shakespeare mit Sex zu tun? Warum stehen Lehrer im Unterricht? Warum ist ein Globe rund?

Patrick Spottiswoode ist Gründer und Direktor von „Globe Education“ des Shakespeare Globes in London. Zusammen mit 28 Vollzeit- und ungefähr 70 freiberuflichen Mitarbeitern trifft er jährlich auf knapp 100.000 Menschen verschiedener Altersklassen und Nationalitäten, um ihnen Shakespeare, dessen Stücke und seine Zeit näherzubringen – mit Erfolg.

Seit einigen Jahren begeistert er die Besucher des bekannten „Shakespeare Festival“ im Neusser Globe mit seiner ganz besonderen Darbietung unter dem Titel „Shakespeare and the Globe“.

Wer hier mit der Erwartung, eine 90-minütige, nüchterne und sachliche Rede über den Dramatiker Shakespeare gehalten zu bekommen, herkommt, der wird schon nach den ersten Minuten sehr überrascht sein.

„Shakespeare ist wie Sex!“, behauptet Spottiswoode einleitend, „Die Leute erzählen dir, dass es gut ist. Aber das erste Mal ist ein wenig schwierig“ Das sei nicht der einzige Grund, warum der Vergleich perfekt ist: „Darüber zu lesen ist gut, aber die Performance ist besser!“.

Um nicht weiter ins Detail zu gehen, lenkt er das Thema zunächst auf das Globe selbst. Das 1599 in London errichtete „hölzerne O“ bietet rund 3000 Menschen einen Platz. Spottiswoode ist von der runden Form des Theaters sehr angetan. „Bei euch in Deutschland ist alles gleich – alles in Rechtecken. Der Klassenraum: ein Rechteck. Das Pult: ein Rechteck. Die Tafel: ein Rechteck.“ Das Globe sei bewusst rund, damit jeder jeden sehen kann, und der Zuschauer den Schauspielern nahekommen kann. Unten sind die Stehplätze, nach oben folgen zwei weitere Stockwerke mit den Sitzplätzen.

„Durch das Stehen sind die Menschen unten voller Energie“, erklärt Patrick Spottiswoode. Auch Lehrer stehen deshalb im Unterricht: „Sie sind alt und brauchen diese Energie“.

Nachdem er uns Zuschauern erzählte, zu Shakespeares Zeit haben nur Männer Theater spielen dürfen, beschloss er, dass einige von uns Sitzenden auch ein bisschen Energie brauchten. Mit den Worten „Ich brauche nun ein paar Freiwillige“ stürmte er von der Bühne ins Publikum. Das sind diese Momente, in denen alle reflexartig beginnen, angestrengt wegzuschauen. Marvin und ich waren wohl nicht schnell genug damit und fanden uns deshalb recht schnell selbst auf der Bühne wieder, nachdem er also dann auf uns und vier weitere in unserer Umgebung sitzenden Schülern mit „You, you and you please“ zulief.

Mit unserer Hilfe zeigte er dem Publikum, wie es ablief, wenn ein Mann eine Frau spielt und dann zwischen einem Charakter oder Geschlecht während des Stücks wechselte.

Nach der Pause widmete sich Spottiswoode der Englischen Sprache. Die Englische Sprache, für die sich die Engländer in früheren Zeiten schämten, sei zusammengesetzt aus vielen anderen Sprachen. Viele Worte sind anderen Sprachen entnommen und „eingeenglischt“. Auch WilliamShakespeare führte viele neue Worte ein. „Shakespeares Stücke beinhalten 27.000 verschiedene Worte. Die Bibel nur 7.000 – das bedeutet, Shakespeare kannte mehr Worte als Gott!“, schlussfolgert er.

Durch seine humorvolle, mitreißende und das Publikum ansprechende sowie einbeziehende Art brachte uns Patrick Spottiswoode Shakespeare und das Globe nahe.

Der Mann aus London, der schon Barack Obama durch das Shakespeare Globe führte, war dann nach der Veranstaltung noch für eine Autogrammstunde und für ein Kursfoto mit ihm zum Greifen nahe.

Text: Matthias Dönni, Foto: Lisa Reiners

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