Exkursion zur Synagoge in Düsseldorf

von moeller

Der Grundkurs Geschichte und die Schüler*innen des Leistungskurses Geschichte haben sich am 22.01.2025 in einer Exkursion mit einem wichtigen Thema beschäftigt: Erinnerungskultur. Dazu hat die Gruppe den Erinnerungsort in der Hochschule Düsseldorf und das Deportations-Mahnmal am ehemaligen Güterbahnhof besucht, zudem lernten sie in der Synagoge der jüdischen Gemeinde Düsseldorf den jüdischen Glauben und seine Bräuche kennen.
Zunächst haben sich die Exkursionsteilnehmer*innen auf dem Campus der Hochschule Düsseldorf mit dem dort eingerichteten Erinnerungsort beschäftigt. Das Gelände der Hochschule gehörte einst zu dem ehemaligen städtischen Schlachthof. Der Erinnerungsort erinnert an die Verbrechen, die während des Nationalsozialismus an dem jüdischen Bevölkerungsteil des Regierungsbezirks Düsseldorfs begangen wurden. Neben dem Erinnerungsort befinden sich heute in dem Gebäude die IT und die Bibliothek der Hochschule – zur Zeit des Nationalsozialismus mussten dort fast 6.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder im Ungewissen eine Nacht warten, bevor sie zur Deportation zum nahegelegenen Derendorfer Güterbahnhof gebracht wurden. Von dort aus wurden sie in osteuropäische Ghettos gefahren – diese waren meist leider nur Zwischenstationen auf dem Weg in Konzentrations- und Vernichtungslager**.** Nur wenige überlebten die Shoa.

An diese Schrecken erinnert das Mahnmal am ehemaligen Güterbahnhof. Mit nur einer Infotafel, dem Schild „Mahnmal“ und einigen liegengebliebenen Gleisen scheint das Mahnmal unscheinbar. Betritt man jedoch das Mahnmal, so sieht man im Inneren der Gleise zugewandt die fünf Ghettos aufgeschrieben, die damals die Ziele der Transportzüge waren: Łódź, Minsk, Riga, Izbica und Theresienstadt. Auch die Exkursionsteilnehmer*innen betraten das Mahnmal. Die Unscheinbarkeit des Mahnmals begründeten die Kurse damit, dass an Stelle des ehemaligen Bahnhofs nun ein Wohnblock steht.
Neben den Erinnerungen an die Schrecken des Nationalsozialismus befasste sich die Exkursion auch mit dem jüdischen Glauben. Hierzu sprachen die Kurse mit einem Rabbiner in der Synagoge der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf. Dort lernten die Kurse die religiösen Hintergründe der Kippa kennen und erfuhren, wie im jüdischen Glauben die Trennung von Arbeits- und Privatleben garantiert wird: So müssen Männer im jüdischen Glauben die Kippa tragen, damit sie eine bessere Verbindung zu Gott aufbauen können – Frauen, so glaubt das Judentum, haben eine stärkere Verbindung zu Gott und brauchen daher keine Kippa. Des Weiteren erfuhren die Exkursionsteilnehmer*innen von einem jüdischen Brauch zur Trennung von Privatleben und Arbeit: Im jüdischen Glauben hängt man die so genannte Mesusa an die Tür. Verlässt man sein Haus, so berührt man diesen Talisman und ruft sich in Erinnerung, zu welchem Zweck man das Haus verlässt. So lassen sich Arbeit und Privatleben trennen. Diese Trennung kann auch im Privatleben integriert werden, zum Beispiel an der Tür zum Schlafzimmer oder zum Esszimmer, um solche Zimmer allein für ihren zugesprochenen Zweck zu nutzen. Das diene auch der Entspannung und dem Beruhigen der Gedanken, so erklärt der Rabbiner.

Die Exkursion bot den Teilnehmer*innen eine eindrucksvolle Auseinandersetzung mit der Erinnerungskultur und der jüdischen Religion. Durch den Besuch des Erinnerungsortes an der Hochschule Düsseldorf und des Mahnmals am ehemaligen Güterbahnhof wurde die Grausamkeit der nationalsozialistischen Verbrechen greifbar und verdeutlichte, wie wichtig das Erinnern und Gedenken auch heute noch ist. Die Begegnung mit dem jüdischen Glauben in der Synagoge wiederum zeigte, dass jüdisches Leben nicht nur mit Verfolgung und Leid
verbunden ist, sondern eine lebendige und vielfältige Tradition besitzt. So trug die Exkursion dazu bei, historische Verantwortung und interkulturelles Verständnis zu stärken und die Bedeutung von Erinnerungskultur für die Gegenwart zu unterstreichen.

Text: Milan Sardinha

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