K wie Kaarst, Kunst und Kirmes

von GBG-Online

Wer die Stadt Kaarst besucht, dem wird auffallen, dass sich an jeder Ecke Kunstwerke verstecken: Die Brücken über den Nordkanal, die Türhüter im Vorster Wald oder das Kinetische Wasserobjekt gegenüber den Rathausarkaden. Dabei dominieren Stelen die Kaarster Kunstlandschaft: So stehen beispielsweise 23 Kunststelen auf dem Rathausplatz, im Stadtsee und im Stadtgarten. Doch unter all diesen Stelen ragt eine besonders hervor: Die Europa-Stele. Das Wahrzeichen am Büttger Stadtrand ist jedem Vorbeifahrenden schon einmal aufgefallen. Doch auch wenn man regelmäßig an ihr vorbeifährt, wissen die meisten Bürger noch wenig über die Geschichte und Symbolik der Stele. Was hat diese Stele mit Europa zu tun?

Symbolik der Europa-Stele

Die 8,20 Meter hohe Wendel aus Stahl mit seinen zwölf religiös, naturwissenschaftlich und geschichtlich zu deutenden Piktogrammen strotzt vor Symbolik: So erklärt der Erbauerurkhard Siemsen, dass die stützende Säule, an der die Wendel aufgehangen wurde, für die unveränderbaren Grenzen von Europa, von Gibraltar bis zum Ural, und die Wendel für das geistige Europa stehen. Genausontwickelt sich das geistige Europa von der Antike bis heute um seine unveränderbaren Grenzen herum. Damit unterstreicht das Kunstwerk die Wichtigkeit des Zusammenhalts in Europa.

Auch die einzelnen Piktogramme lassen sich vielschichtig deuten, zum Beispiel der verwaiste Stierschädel auf die legendäre Gründung Europas, das Stundenglas symbolisiert Vergänglichkeit und die Friedenstaube erinnert daran, dass es ohne Friedenswillen kein vereintes Europa geben kann. Dementsprechend ist die Europa-Stele ein Denkmal für die Zukunft, welches zu Frieden und zu dem dafür benötigten Zusammenhalt auffordert.

Entstehung der Europa-Stele

2009 unterbreitete der ehemalige Bürgermeister Franz-Josef Moormann zum ersten Mal die Anregung, die „Europa-Idee“, die Entwicklung von Europa in den Jahren 2002 bis 2007, durch ein Kunstwerk zu unterstützen. Da Kunst im öffentlichen Raum immer mehr Zustimmung und Unterstützung fand, konnte dieses Projekt realisiert werden. Die Finanzkrise von 2008 bremste das Projekt aus: Die angespannte Haushaltslage verhinderte, dass das Kunstwerk vollständig aus der Haushaltskasse bezahlt werden kann. Nach der Aufstockung der Mittel der Sparkassenstiftung Kaarst-Büttgen gab es dort Erträge, aus denen sich Finanzierungsmöglichkeiten ergaben. In seiner Funktion als Vorsitzender des Stiftungsrates konnte Franz-Joseph Moormann Vorschläge einreichen. Dieser wollte die „kreative, nach vorne drängende, anerkannte und selbstbewusste Künstlergruppe SALIX“ mit dem Kunstprojekt beauftragen. Diese nahm den Auftrag an und traf sich am 6. März 2009 mit der Sparkassenstiftung in den Räumen von Burkhard Siemsen. Der damalige Bürgermeister Franz-Josef Moormann brachte seinen Gedanken vor, dass die Künstlergruppe den Impuls zu einer künstlerischen Befassung mit dem Thema Europa setzen könnte. Nach einem anregenden Gespräch gingen die Künstlergruppe und der Bürgermeisteruseinander. Das Kunstwerk war für den damals neuen Kreisverkehr in Driesch angedacht. Fünf SALIX-Künstler beteiligten sich an einem internen Wettbewerb für die Gestaltung des Kreisverkehrs. Letztlich fiel die Entscheidung uf die Idee einer Wendel mit Bildzeichen von Burkhard Siemsen. Im Laufe des Projekts rückte man von dem Driescher Kreisverkehr ab und wendete sich dem Büttger Kreisverkehr an der Hubertusstraße zu, da dieser bessere Bedingungen anbot. Nach Abschluss der Formalitäten, kam es am 13.12.2011 zur feierlichen Übergabe an die Öffentlichkeit.

„Unser Europa als Kunst“

Anlässlich der Qualifikation des Georg-Büchner-Gymnasiums Kaarst (GBG) als Europa-Schule machte Burkhard Siemsen am 11. Mai 2022 in der Aula des GBGs während des dort stattfindenden Europatages der Schule eine Überraschung: Er überreichte ihr eine Miniatur der Europa-Stele für ihre neuangeschaffte Vitrine. Dabei hatte der Künstler eine besondere Verbindung zu der Schule: Er erinnerte sich, dass zwei ehemalige Lehrer, wie er, einmal der SALIX-Künstlergruppe angehörten. „Ich stehe deshalb in der Tradition dieser Schule.“, erklärte er. So setzte sich die Zusammenarbeit mit Burkhard Siemsen und der Bürgerstiftung fort, die im Januar 2022 mit einer Anfrage der Bürgerstiftung ihren Anfang nahm.

Aktuell arbeitet das Georg-Büchner-Gymnasium mit der Stiftung gemeinsam an dem Projekt „Unser Europa als Kunst“. Die Idee stammte von dem Koordinator des Europa-Projekts am GBG Stephan Haag. Franz-Josef Moormann und Burkhard Siemsen erklärten den Persönlicher Schwerpunkten „Kunst“ und „Europa“ die Bedeutung der Europa-Stele. Daraufhin überlegten die Schüler*innen, wie sie eigene Kunstwerke zum Thema Europa schaffen könnten. Burkhard Siemsen begleitete die Erstellung dieser Kunstwerke und der ehemalige Bürgermeister Franz-Josef Moormann und Jürgen Schiffer von der Bürgerstiftung gaben Anregungen zum Thema Europa ab: „Europa is ’ne Kirmes – Waffelbud und Karussell, Entchenangeln, Autoscooter, Discosound und Lichterspiel. Kirmes könnte öfter sein. Europa auch.“ (Zitat Franz-Josef Moormann)

Das Kunstwerk zu diesem Zitat und noch weitere werden am 9.5. anlässlich des Europatages im Rathaus Kaarst ausgestellt. Dieses Projekt wurde im Rahmen der Europawoche von dem Europaminister Nathanael Liminski prämiert und finanziell gefördert.

In einem Statement erklärte der Koordinator des Europa-Projekts Stephan Haag, dass man sich am GBG über die Unterstützung auf verschiedenen Ebenen freue. Die Bürgerstiftung unterstützt das GBG auf finanzieller und auf organisatorischer Ebene, doch Stephan Haag hob besonders die persönliche Unterstützung hervor: Er lobte den intensiven, offenen und persönlichen Austausch mit der Bürgerstiftung und den Schüler*innen und Kolleg*innen und erklärte, dass sich diese Zusammenarbeit besonders durch die „schönen Besuche“ von Burkhard Siemsen und Franz-Josef Moormann auszeichneten.

Autor: Milan Sardinha (GBG-Presseteam)

 

 

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